„Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“ – Joachim Ringelnatz


Historie – vom Fallriegel zum Mikrochip – 4.000 Jahre Sicherheitstechnik

antikes Fallenriegelschloss
antikes Fallenriegelschloss

Sicherheit zählte schon immer zu den Grundbedürfnissen der Menschheit. Die Sicherheitstechnik und der Einbruchschutz bieten daher interessante und emotionale Themen für einen lebhaften Content. Die ersten Schlösser und Schlüssel gab es bereits vor über 4.000 Jahren. Trotz Einzug der Elektronik ist bemerkenswert, dass die heutigen Profilzylinder, welche auf dem Rundzylinder, einem Patent des Amerikaners Linus Yale aus dem Jahre 1865 basieren, ein ganz ähnliches Funktionsprinzip zum Jahrtausende alten Fallenriegelschloss aufweisen.

Erster Rundzylinder von Linus Yale aus dem Jahr 1865
Erster Rundzylinder von Linus Yale aus dem Jahr 1865

Museen und Ausstellungen der Sicherheitstechnik

Für die Geschichte der Sicherheitstechnik sei das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert sehr empfohlen, welches 2021 neu eröffnet hat. Weitere Infos finden Sie auf der Homepage des Museums.

Die Geschichte der Schlösser ist ein faszinierendes Thema – praktisch jeder auf unserem Planeten hat heutzutage einen Schlüssel in der Tasche. Das Bedürfnis seinen Besitz zu schützen kann man schon zu Zeiten der Jäger und Sammler auf dem Weg zur Entwicklung zu niedergelassenen Gemeinden zurückführen.  Hier finden Sie einen Bericht von Brian Morland, Verwalter der Heritage Collection of locks and keys welche im Museum des Fachverband MLA, der englischen Master Locksmith Association in Rugby zu besichtigen ist.

Brian Morland´s History of Locks Museum
Brian Morland´s History of Locks Museum

Das Museo della Chiave Bianchi 1770 im Sitz der Firma Keyline beherbergt die größte Schlüsselsammlung Europas und erzählt die Geschichte der langlebigsten Familiendynastie der Welt, die seit 1770 Schlüssel fertigt. Die Ausstellung ist eine echte Schatzkammer und zeigt fast zweitausend Ausstellungsstücke, darunter Schlüssel, Schlösser, Schließsysteme und Schlüsselkopiermaschinen aus der ganzen Welt und aus unterschiedlichen Epochen.

Museo della Chiave Bianchi 1770 in Italien
Museo della Chiave Bianchi 1770 in Italien

Sicherheitstechnik heute

Seit vielen Jahren gibt es den Trend, dass die mechanische, mechatronische und elektronische Sicherheitstechnik mit der IT zusammenwachsen. In diesem Sinne können ganzheitliche Sicherheitslösungen für private und gewerbliche Objekte geschaffen werden, welche bequem vom PC, Tablet oder Handy via App zu steuern sind. Grundlage bildet aber immer zunächst eine solide mechanische Absicherung.

Sicherheitstechnik von der Mechanik zur Mechatronik und Elektronik

Eine Branche ohne spezielles Berufsbild

Leider hat die Sicherheitstechnik heute kein spezifisches Berufsbild mehr. Es gab mal den Beruf „Schloss- und Schlüsselmacher/in“ (IHK-Berufsbild) welcher 1949 anerkannt wurde. 1987 wurde er durch den Nachfolgeberuf Industriemechaniker/in der Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik abgelöst. Anfang der 1990 Jahre bemühten sich die Verbände um ein neues Berufsbild in der Sicherheitstechnik. Bei der damaligen Neufassung der Handwerksordnung wurde das Berufsbild des „Sicherheitstechnikers“ nicht aufgenommen, da wohl mit anderen Berufsverbänden und den Gewerkschaften kein Einvernehmen erzielt werden konnte. 

Heute haben folgende Gewerke einen Bezug zur Sicherheitstechnik, in denen ausgebildet wird:

  • Elektroniker/in
    – Informations- u. Telekommunikationstechnik – Gebäude- und Infrastruktursysteme
    – Informations- und Systemtechnik
  • Glaser/in Fenster- u. Glasfassadenbau
  • Mechatroniker/in
  • Metallbauer/in
  • Rolladen- und Sonnenschutztechniker/in
  • Tischler/in

Es gibt zwar zahlreiche Weiterbildungen und Zertifizierungen bis hin zu Studiengängen mit Bezug zur Sicherheitstechnik, aber kein explizites spezielles Berufsbild. Dabei wäre dies heute für diesen hochkomplexen Bereich dringend notwendig. Für einen Schlüsseldienst kann heute nahezu jeder ein Gewerbe anmelden. Qualifikationen werden dafür nicht verlangt. Daher gibt es auch heute zahlreiche unseriöse Schlüsseldienste, welche vor allem durch die Abzocke bei den Schlossöffnungen ein schlechtes Licht auf die Branche werfen. Dabei sind Schlossöffnungen nur ein kleiner Teil des großen Portofolios und die Branche leistet viel für die Sicherheit im Land. In meiner Zeit als Geschäftsführer beim Fachverband interkey hatte ich daher die Initiative Fairer Schlüssel-Notdienst ins Leben gerufen. Außerdem wurde eine VdS-Zertifizierung für Schlüsseldienste für die Notöffnungen von Fenstern und Türen geschaffen.

Logo Initiative Fairer Schlüssel-Notdienst
Logo Initiative Fairer Schlüssel-Notdienst

Bemühungen um eine Berufsqualifizierung

Doch es gibt auch neue Hoffnungen. In Österreich bemüht man sich seit Jahren um ein neues Berufsbild des Sicherheitstechnikers, welches dann vielleicht auch in Deutschland übernommen werden könnte.

Auf einen Ausbildungsberufsbild zu warten erscheint aber momentan keine praktikable Lösung. Gemeinsam mit den Fachverbänden Interkey, BHE, Schloss- und Beschlagindustrie, der Industrie und der Polizei hat das Prüfinstitut VdS Schadenverhütung (VdS) im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Mechanik-Mechatronik“ den Fachlehrgang  „Geprüfter Schließ- und Sicherheitstechniker (VdS)“ erarbeitet, welcher auch für Quereinsteiger geeignet ist.

Polizeiliche Kriminalstatistik

Polizeiliche Kriminalstatistik

Das Bundeskriminalamt hat die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 veröffentlicht. Gegenüber 2021 ist die Zahl der Einbrüche um über 20 Prozent gestiegen, liegt aber insgesamt noch unter den Fallzahlen vor der Pandemie. Offensichtlich liegt die Ursache für den Anstieg u.a. daran, dass wieder weniger Anwesenheit in den Wohnungen herrschte. Wie wichtig Sicherheitstechnik ist zeigt wiederum, dass etwa die Hälfte der Einbrüche im Versuchsstadium gestoppt werden konnte. Nachfolgender Artikel berichtet über die Veröffentlichungen zum Wohnungseinbruchdiebstahl.

Wohnungseinbruchsdiebstahl in Deutschland

Die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für 2022 einen Anstieg beim Wohnungseinbruch. Insgesamt wurden 65.908 Fälle einschließlich der Einbruchsversuche erfasst, 2021 waren es 54.236. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei 16,1 Prozent. Mitursächlich für den Anstieg dürfte das Ende der Corona-bedingten Einschränkungen sein, das mit der Rückkehr zum öffentlichen bzw. gesellschaftlichen Leben wieder vermehrt Tatgelegenheiten für Wohnungseinbrüche bietet. Dennoch liegt die Fallzahl im abgelaufenen Jahr weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie, 2019 wies die PKS noch 87.145 Fälle einschließlich Einbruchsversuche aus.
Hinzu kommen 79.930 Fälle von Diebstahl aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen, die 2022 erfasst wurden. Damit verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik einen deutlichen Rückgang von -11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 89.860 Fällen (2021) sowie zum Jahr vor der Pandemie (2019: 86.604 Fälle). Beliebte Beute sind beispielsweise hochwertige Elektroräder.
Die Einbrecher verursachten im vergangenen Jahr beim Wohnungseinbruch einen Schaden (nur Diebesgut/Beute) von 206,6 Millionen Euro (2021: 146,6 Millionen Euro). Insgesamt sind die Schadenssummen (mit wenigen Ausnahmen) seit 2013 gesunken. Eingebrochen wurde weiterhin meist über leicht erreichbare Fenster und Wohnungs- bzw. Fenstertüren.

Sicherheitstechnik wirkt

Viele Einbrüche können durch richtiges Verhalten und die richtige Sicherungstechnik verhindert werden. Dass Präventionsmaßnahmen wirken, belegt der zu anderen Delikten vergleichsweise hohe Versuchsanteil beim Wohnungseinbruch: So blieben im Jahr 2022 46,8 Prozent der Einbruchs- delikte im Versuchsstadium stecken. Dies unterstreicht zugleich auch das Erfordernis, Präventionsmaßnahmen weiter zu forcieren.

Staatliche Förderung

Wer sein Eigenheim saniert oder altersgerecht umbaut, profitiert zusätzlich beispielsweise von den Förderprodukten der KfW, die Einzelmaßnahmen zum Einbruchschutz fördert. Weitere Informationen zur Förderung: https://www.k-einbruch.de/foerderung/

Zu welcher Tageszeit wird eingebrochen?

Entgegen landläufiger Meinung erfolgen Einbrüche häufig zur Tageszeit, zum Beispiel während einer kurzen Abwesenheit des Bewohners, so etwa zur Schul-, Arbeits- und Einkaufszeit, am frühen Abend oder an den Wochenenden. Weit über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche werden durch Tageswohnungseinbrecher begangen (2022: 24.171 Fälle bzw. 36,7 Prozent aller Wohnungseinbrüche). In Wirklichkeit dürfte die Zahl sogar noch höher liegen, da nicht bei allen Wohnungseinbrüchen die genaue Tatzeit feststellbar ist.

Weitere Informationen

Umfassende Informationen zum Thema Einbruchschutz erhalten Sie auch unter www.k-einbruch.de, der Website der von Polizei und Kooperationspartnern aus der Wirtschaft initiierten Einbruchschutzkampagne K-EINBRUCH.

Weitere Infotexte aus anderen Bereichen zur Polizeilichen Kriminalstatistik kann man hier einsehen: https://www.polizei-beratung.de/presse/infotexte-zur-pks/

Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik 2022, Bundeskriminalamt

Bildquelle: K-EINBRUCH / CANVA

Tipps zum Einbruchschutz

Statistisch gesehen wird immer noch alle 9 Minuten eingebrochen. Somit bleibt eine solide Sicherheitstechnik wichtig!

Wie man sein Haus oder seine Wohnung am besten schützen kann, erfahren Sie unter den Tipps zum Einbruchschutz.

Schon einfache technische Maßnahmen können das Einbruchsrisiko erheblich reduzieren. Eine gute Übersicht über die Auswertung von Einbrüchen und Einbruchsversuchen bietet dabei auch die Kölner Studie.

Psychologische Probleme nach Einbrüchen

Wenn auch Werte durch die Versicherung ersetzbar sind, so gilt dies nicht für unwiederbringliche Erinnerungsstücke. Unabhängig davon bleiben die enormen psychischen Folgen der Bewohner wenn Einbrecher in ihre Privatsphäre eingedrungen sind ein großes Problem. Manche entscheiden sich sogar für einen Wohnungswechsel. Weitere Informationen und Beratung für Opfer von Kriminalität und Gewalt gibt es beim Weissen Ring.

Fazit

Die Sicherheitstechnik ist eine sehr innovative und beratungsintensive Branche. Wie in einem Spiralengang gilt es dabei, die Techniken immer weiter zu verbessern, um neuen Einbruchsmethoden Widerstand zu leisten. Denn es ist eindeutig nachgewiesen, dass es hier insbesondere auf den Faktor Zeit ankommt. Bieten Einbruchschutzmaßnahmen länger Widerstand, wird der Einbruch meist abgebrochen. Hier finden Sie weitere Tipps zum Einbruchschutz.

KfW-Förderung zum Einbruchschutz
KfW-Förderung zum Einbruchschutz


Dabei gibt es noch genug ungesicherte Objekte, wie eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) deutlich machte. Die KfW hatte eine Evaluationsstudie ihres Förderprogramms „Altersgerecht Umbauen (Barrierereduzierung – Einbruchschutz)“ in Auftrag gegeben, welche insgesamt eine positive Bilanz in Bezug auf Förderungen zieht. In der Studie wird aber auch nachfolgender Tatbestand zitiert: „Der Wohnungsbestand in Deutschland ist insgesamt nur schlecht gegen Einbrüche geschützt. Schätzungsweise verfügt nur ca. ein Viertel, d. h. 9 von 37 Millionen Wohnungen, über eine ausreichend sichere baulich-technische Ausstattung.“

Auch im gewerblichen Bereich ist ein guter Einbruchschutz empfehlenswert. So gilt es hier im besonderen sensible Bereiche vor fremden Zugriffen zu schützen, nicht zuletzt weil die Wirtschaftskriminalität immer mehr zunimmt.

In der Sicherheitstechnik lässt sich also über viele interessante Themen berichten. Wie das aussehen kann erfahren Sie im Menü „Content.“